Das Projekt Dialog Kölner Klimawandel (DKK)
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Hannover Kronsberg - Mustersiedlung im Rahmen der EXPO 2000

Einleitung:

Der Anlass zum Bau der Siedlung Kronsberg in Hannover war die EXPO 2000. Das Konzept der EXPO sollte durch dezentrale Projekte unter dem Motto „Stadt und Region als Exponat“ gestützt werden. Diese zusätzliche Säule im Konzept ermächtigte die Stadt Hannover auch Projekte mit finanzieller Förderung umzusetzen, welche nicht im direkten Zusammenhang mit dem EXPO-Gelände standen. Ein Projekt von mehreren war der Bau der ökologisch vorbildlichen Siedlung Hannover Kronsberg. Die Finanzierung des Projektes war jedoch schwieriger als erhofft, da viele Investoren absprangen. Die Vollendung der Umsetzung war jedoch zwingend zur Eröffnung der EXPO 2000 angesetzt, so dass man nach politischer Entscheidung alle Wohnbauförderungsgelder des Landes Niedersachsen in die Umsetzung der Siedlung investierte.

Konzept:

Ziele

Mit der Mustersiedlung Hannover Kronsberg sollten vor allem die Möglichkeiten der CO2 Einsparung gegenüber der üblichen Bauweise aufgezeigt werden. So sollten bei der Heizenergie 45% eingespart und bezogen auf den Gesamtenergieverbrauch 60% an CO2 Emissionen vermieden werden. Durch Einsatz von regenerativen Energien, hier in Form von Windkraftanlagen, könnten die CO2 Einsparungen sogar auf 80% gesteigert werden.

Energiekonzept

Das Energiekonzept für die Siedlung besteht aus drei Hauptteilen: dem großflächigem Niedrigenergiehausstandard mit begleitender Qualitätssicherung, einem Stromsparprogramm für die Bewohner und einer Nahwärmeversorgung über Blockheizkraftwerke (BHKWs).

Alle Gebäude auf dem Kronsberg sollten in Niedrigenergiehausstandard errichtet werden, mit einem angestrebten Heizwärmebedarf von 50 kWh pro m² und Jahr (m²a). Zusätzlich sollten auch zukunftsorientierte Techniken präsentiert werden. Dafür wurden 32 Wohneinheiten in Passivhausstandard mit einem Raumwärmebedarf von 15 kWh/m²a in Kronsberg gebaut. Der Strombedarf dieser Gebäude sollte durch energiesparende Geräte, sowie solare Warmwasserbereitung um 30% reduziert werden.

Das Stromsparprogramm für die Siedlung Kronsberg sah die Ausgabe von fünf Energiesparlampen, sowie zwei Wassersparperlatoren pro Haushalt vor. Zudem sollte die Anschaffung stromsparender Haushaltsgeräte finanziell gefördert werden.

Die Wärmeversorgung der 3.000 Wohneinheiten für Heizung und Warmwasser sollte mit Hilfe zweier Nahwärmenetze gesichert sein. Zwei gasbetriebene BHKWs sollten genug Wärme erzeugen und gleichzeitig auch Strom produzieren. Ein kleiner Teil der Wohneinheiten sollte experimentell aus solarer Nahwärme versorgt werden. Insgesamt sollte die installierte Kollektorfläche von 1473 m² einen 30%igen Anteil des Gesamtwärmebedarfs für die Beheizung und Trinkwassererwärmung der 106 Wohneinheiten beitragen können. Zur Speicherung der Wärme wurde ein 2750 m³ großer saisonaler Heißwasser-Wärmespeicher gebaut; damals erst der dritte überhaupt in Deutschland gebaute und zudem beispielhaft als Erhebung in einen Kinderspielplatz integrierte Heißwasser-Wärmespeicher. Zum ersten Mal wurde ein Spezialbeton verwendet, der besonders dicht ist um eine Diffusion des Wasserdampfes möglich gering zu halten. Der Wasserspeicher hat dadurch nur einen jährlichen Wasserverlust von wenigen Litern pro m² Oberfläche.

Zur angestrebten weiteren Senkung der CO2-Emissionen wurden Anlagen zur Stromerzeugung durch Wind und Solarkraft auf dem Kronsberg gebaut. Insgesamt wurden Photovoltaik-Anlagen mit einer Spitzenleistung von 17 kWp (Kilowatt Peak) und Windkraftanlagen mit einer Gesamtleistung von 3,6 MW (Megawatt) installiert.

Umsetzung

Während des Baus der Siedlung und danach hat das ifeu–Institut Heidelberg im Auftrag der Stadt Hannover CO2-Bilanzen für die Siedlung erstellt. Dafür wurde eine dreijährige detaillierte Auswertung der monatlichen Verbräuche aller 2.890 Wohnungen, mit einer Gesamtwohnfläche von 213.000 m² erstellt. Anhand der ermittelten Zahlen lässt sich die Effizienz der  Maßnahmen in Zusammenhang zu den angestrebten Zielen setzen.

Bilanz 2001

Die errechneten Werte werden vom ifeu-Institut ins Verhältnis zu den Werten einer Siedlung nach konventioneller Bauweise unter Einhaltung der Wärmeschutzverordnung 1995 gesetzt. Allgemein entstanden während der Bezugsphase der Wohngebäude Anfangsverluste in vielen Bereichen, die aber mit Vollbezug aller Gebäude wieder verschwinden. Für die Werte der Bilanz 2001 lässt sich noch anmerken, dass die Kennwerte im Jahr 2002 noch weiter sinken werden, da das letzte Baufeld erst im Laufe des Jahres 2001 komplett bezogen wurde.

Die Zielkennzahl von 50 kWh/m²a an Heizenergiebedarf wurde nur knapp überschritten. Der  durchschnittliche Heizenergiebedarf der Gebäude lag 2001 bei 56 kWh/m²a und damit 42% niedriger als bei konventioneller Bauweise. Bezogen auf den Wärmeverbrauch (Raumwärme-, Warmwasser- und Stromverbrauch) entsteht dadurch eine Einsparung von 27% an CO2-Emissionen.

Durch die gleichzeitige zentrale Erzeugung und Versorgung über das Nahwärmenetz mit gasbetriebenen BHKWs werden weitere CO2-Emissionen eingespart. Durch die Kombination von Wärme- und Energieerzeugung summieren sich die Einsparungen in diesem Bereich auf 19%.

Das Ziel der Stromsparkampagne, den Stromverbrauch um 30% zu verringern, nämlich von einem angenommenen Verbrauch eines 3-Personen Haushalts von 2.500 kWh/a   auf 1.750 kWh/a, ist nicht gelungen. Als Grund dafür sieht man das sehr geringe Interesse der Bevölkerung an dem Stromsparprogramm. Insgesamt konnten Minderungen im Stromverbrauch von 5% erzielt werden, was umgerechnet 1% eingesparte CO2-Emissionen bedeutet.

Die Stromerzeugung durch die Windkraftanlagen (3,6 MW) führt bei einer Umlegung der erzeugten Energien auf die Haushalte zu einer CO2 Reduzierung von 28%. Der Gesamtenergiekennwert von 125 kWh/m²a lag im Jahre 2001 noch 18% über dem ausgegebenen Zielwert von 106 kWh/m²a.

Insgesamt führten die umgesetzten Maßnahmen zu einer Senkung des CO2 Ausstoßes pro Kopf von 74%. In Zahlen entspricht das einer Änderung der CO2- Emissionen von 1,7 t auf 0,4 t pro Jahr und Einwohner. Das Ziel der Einsparung von 80 % wurde damit nur knapp verfehlt. Im Vergleich dazu emittiert der Mensch für seinen täglichen Weg zur Arbeit im Durchschnitt 0,8 t pro Jahr und bei einer einzigen Fernflugreise 1,5 t CO2. Potenziale für eine weitere Verbesserung der Bilanz liegen in der Nutzung energieeffizienterer Endgeräte, sowie im Nutzerverhalten. Die Stromausbeute in Verbindung mit der Wärmeerzeugung der BHKWs lässt ebenso noch Entwicklungspotenziale nach oben offen.

Quellen / Links

best-practice-Projekte Energie und Klima

→ Zukunftskonzept erneuerbares Wilhelmsburg, Hamburg

→ Hannover Kronsberg - Mustersiedlung in Rahmen der EXPO 2000

→ Innovation City Bottrop - Modellstadt InnovationCity Ruhr

→ München - Wege in eine CO2-freie Zukunft

→ Tübingen macht blau – Die Klimaschutzkampagne




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