Das Projekt Dialog Kölner Klimawandel (DKK)
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Hasselt - kostenloser ÖPNV

Historie & Entwicklung:

Die Stadt Hasselt liegt im flämischen Teil von Belgien und erlangte in den 1990er Jahren durch Einführung eines ungewöhnlichen ÖPNV-Modells Aufmerksamkeit. (Anm.: ÖPNV = Öffentlicher Personennahverkehr)

Bis zum Jahr 1997 bestand in Hasselt ein schlecht ausgebautes Netz an öffentlichen Verkehrsmitteln. Lediglich 8 Stadtbusse beförderten in der 68.000 Einwohnerstadt täglich etwa 1.000 Fahrgäste. Die Maßnahmen zur Verkehrsentlastung durch Umgehungsstraßen zeigten in Hasselt ebenfalls wenig Wirkung, so dass man sich durch Wahl eines neuen Bürgermeisters, der mit einem innovativen Verkehrskonzept kandidierte, für grundlegende Änderungen entschied.

Zentrale Aspekte des Projekts:

Prinzip

Der neue Bürgermeister Steve Stevaert erneuerte mit seinem ÖPNV-Konzept zum Nulltarif ab 1.Juli 1997 den Nahverkehr in Hasselt von Grund auf. Zentrales Ziel war es den Autoverkehr einzudämmen und dafür den ÖPNV als alternatives Beförderungsmittel auszubauen. Um die Akzeptanz dieser Umstellung zu fördern, beschloss man die Fahrten für alle Teilnehmer kostenfrei zu machen. Die Stadt, und in der Pilotphase das Land Flandern, trugen die Kosten für die Beförderung der Personen. Laut Vereinbarung wurden 1997 pro Einwohner und Tag 2,5 Cent an den Busbetreiber gezahlt. Die Gesamtkosten machten etwa 1% des städtischen Jahresbudgets aus und waren daher für die Stadt zu vernachlässigen, wenn der gewünschte Effekt durch die Investitionen entsteht. Um die Attraktivität für die Einwohner zu steigern wurde das Liniennetz erweitert und teilweise die Linienführung verändert, sowie die Takt- und Bedienzeiten den Bedürfnissen der Fahrgäste angepasst. Parkplätze wurden am Stadtrand eingerichtet, von denen aus Busse kostenlos, auch für Touristen, in die Innenstadt fahren. Aufgrund der Erweiterungen stiegen die Kosten mit der Zeit für die Stadt von 300.000 zu Anfang, auf 800.000 € zehn Jahre nach Einführung. 2008 verkehrten in Hasselt 46 Busse auf elf Linien.

Wirkungen

Die Wirkungen sind entscheidend für die Bewertung des Projektes, da es finanziell zunächst für die Stadt ein Verlustgeschäft darstellt.

Verkehr

Aus verkehrstechnischer Sichtweise bewährte sich das Pilotprojekt. Der Verkehr in Hasselt ging so weit zurück, dass man die Einkaufstraßen autofrei machen konnte und die Innenstadt verkehrsberuhigt. Die freigewordenen Straßenkapazitäten konnten entweder durch Rückbau umgenutzt, oder für Baumaßnahmen zur Verbesserung der Verkehrssicherheit verwendet werden. Die Einsparungen in der Verkehrsinfrastruktur konnten finanziell für eine weitere Ausweitung des kostenlosen Busverkehrs ins Umland eingesetzt werden.

Die Fahrgastzahlen stiegen im ersten Jahr von 360.000 auf 1,5 Mio. Fahrgäste pro Jahr. Im Jahr 2008 betrugen die Fahrgastzahlen ca. 4,5 Mio. pro Jahr, was einer ins gesamten Erhöhung um etwa das Zwölffache entspricht.

Ökonomie

Durch das kostenlose Busfahren hat sich besonders in der Innenstadt von Hasselt ein wirtschaftliches Wachstum eingestellt. Seit der Umstellung kommen 30% mehr Gäste von außerhalb, die vor allem der Gastronomie Umsatzgewinne einbringen. Aber auch die Anzahl kleiner Läden in Hasselt ist deutlich gestiegen. Insgesamt ist Hasselt zur drittgrößten Geschäftsstadt in Belgien aufgestiegen.

Sozial

Der Busverkehr zum Nulltarif erhöht deutlich die Mobilität der Menschen in der Stadt, vor allem ziehen Diejenigen Vorteile daraus, die sich ein Ticket aufgrund ihres geringen Einkommens nicht leisten könnten. Alte Menschen und sozial schwächer Gestellte profitieren also besonders von der gesellschaftlichen Finanzierung. Die verstärkte Mobilität erleichtert es Personen auch sich weiterhin selbst zu versorgen. So stiegen die Krankenhausbesuche seit der Umstellung um 48% an und die Wochenmarktbesuche um 30%.

Übertragbarkeit

Die Übertragbarkeit auf andere Städte ist stark abhängig von der Bevölkerungs- und Infrastruktur. Jedoch zeigt sich auch in deutschen Kleinstädten, wie Templin in Berlin Brandenburg oder Lübben im Spreewald, dass dieses Konzept auch in anderen Regionen erfolgreich umsetzbar ist. Die Anwendung auf größere Agglomerationen bleibt jedoch fraglich.

Öffentliche Zugänglichkeit zu Informationen

Die öffentlichen Informationen über das kostenlose Bussystem kann man über die Tourismusseite von Hasselt abfragen. Die Informationen sind jedoch relativ spärlich und auch nicht in Karten visualisiert. Es gibt jedoch viele wissenschaftliche Ausarbeitungen, die sich mit Hasselt befassen, da es in Europa als Vorzeigemodell für den kostenlosen ÖPNV angesehen wird.

→ www.hasselt.be/nl/84/content/380/bus-de-lijn.html

→ http://toerisme.hasselt.be/du/content/4404/met-de-bus.html

→ de.wikipedia.org/wiki/Personennahverkehr_in_Hasselt

Stand: April 2012 

best-practice-Projekte Verkehr und Mobilität

→ Stadtmobil - Car Sharing Modell, Heidelberg + Mannheim

→ kostenloser ÖPNV, Hasselt / Belgien

→ Integriertes Verkehrskonzept, Straßburg / Frankreich

→ Velo-City, Kopenhagen / Dänemark

→ Wiener Linien, Wien / Österreich




Die Partner im Dialog Kölner Klimawandel:

Partner

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DKK-Prozesse
Öffentliche Feedbackphase
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Ideenwettbewerb 2012
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Verkehr + Mobilität